Zur Eröffnung des Jubiläumsjahres lud das Musikcorps der freiwilligen Feuerwehr Großen-Linden am 25.11.2018 zu einer Soiree in die Lindener TV-Halle ein. Ehrenvorsitzender Werner Rauber-Wagner
lieferte in seinem Vortrag zur Geschichte des Vereins dann auch die Erläuterung, was sich denn hinter den Zahlen 25/66 verbirgt. So wurde der Verein auf den Tag genau vor 25 Jahren am 25.November
1993 von 41 Personen aus der Taufe gehoben, sodass nunmehr das silberne Vereinsjubiläum begangen werden konnte. Bereits 1953 hatten 15 Feuerwehrkammeraden mit musikalischem Interesse einen
Spielmannszug, der dann 1954 nach großen Debatten in einen Fanfarenzug umgewandelt wurde, gegründet. Und weil sich das nun eröffnete Jubiläumsjahr über zwölf Monate bis zum November 2019
erstreckt wurden so diese beiden Ereignisse – Vereinsgründung und 66 Jahre Feuerwehrmusik - miteinander verknüpft und gebührend gefeiert. Unter der Leitung von Alexander Mehl hatte die Marsch-
und Showband mit der Fanfare „Eastney“ die Gäste musikalisch und Vorsitzender Sebastian Schmidt anschließend mit Worten begrüßt. Ein besonderer Willkommensgruß unter den zahlreichen Gästen galt
Bürgermeister Jörg König und Landrätin Anita Schneider, die beide in ihren Grußworten die weit über die Stadt- und Landkreisgrenzen hinausgehende Bekanntheit und „Botschafterfunktion“ der Musiker
aus Großen-Linden hervorhoben. Seitens der Ortsvereine gratulierte der Vorsitzende des Vereins der Freiwilligen Feuerwehr Großen-Linden, Kai Hilberg.
Aufgelockert wurde der Vereinsrückblick des Ehrenvorsitzenden durch die vom Musikcorps vorgetragenen Stücke „Highlights from Queen“ und „Brass-Parade“. „Fast 66 Jahre Feuerwehrmusik in
Großen-Linden - 66 Jahre eine wahre Erfolgsgeschichte", resümierte Rauber-Wagner und verdeutlichte dies mit Zahlen, denn in dieser Zeit gab es gerade mal fünf Geschäftsführer oder Vorsitzende und
sechs musikalische Leiter - alle aus den eigenen Reihen und rein ehren-amtlich. „Es fand ein generationsübergreifender "Know-How"-Transfer in punkto Musik, Marsch und Show statt. Man kreierte
bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt, nämlich Ende der 50er Jahre einen ganz eigenen Stil und holte sich ab den 60er Jahren externe Berater, vornehmlich aus den Niederlanden. Der großen
Kameradschaft innerhalb der Musiker, trotz mitunter großen Altersspannen, war es zu verdanken, dass oft in der Historie auf den Punkt Höchstleistungen abgerufen werden konnten. Der Verein hat
sich neuen Entwicklungen immer wieder gestellt und geöffnet und auf die Vereinsbegebenheiten abgestellt. Schon in frühen Jahren wurde der Verein seinem sozialen Auftrag in Form einer engagierten
und qualifizierten Jugendarbeit gerecht. Wenn diese Faktoren weiterhin aufrechterhalten werden können, kann das Musikcorps mit Zuversicht in die Zukunft blicken“. Der Ehrenvorsitzende erinnerte
an den ersten Stabführer des Fanfarenzugs, Ernst Heinrich Luh und die rasche Entwicklung durch zahlreiche erste Preise über Mittelhessen hinaus. So erhielt der noch junge Fanfarenzug 1960 eine
Einladung zur Teilnahme am Rosenmontagszug in Mainz. 1962 erfolgte die erste Teilnahme an der Musikolympiade im holländischen Kerkrade - und dies in der höchsten Klasse. Mit dem von Wolfgang
Schmidt bearbeiteten Marsch „Blaue Husaren“ wurde der Fanfarenzug im Marschwettbewerb in der Weltwertung Vierter und erhielt eine Goldmedaille. 1964 richteten die Musiker die erste Musikschau auf
dem Sportgelände in Großen-Linden aus und die folgenden Jahre waren ausgefüllt mit den Besuchen verschiedenster Veranstaltungen und Wettstreiten in Deutschland, Österreich und den Niederlanden.
1966 und 1970 gab es in Kerkrade weitere Goldmedaillen. 1971 nahmen die Musiker an der Steubenparade in New York teil. „Kaum einer der Teilnehmer hatte schon einmal so eine lange Reise
unternommen, geschweige denn war vorher geflogen. Mit geschwellter Brust und etwas Lampenfieber marschierten die Großen-Lindener die 5th Avenue entlang und wurden vom Publikum gefeiert“. Drei
Wochen nach dem Gewinn der Fußball-WM im eigenen Land durch Beckenbauer & Co reisten 62 Musiker am 21.Juli 1974 zur WM nach Kerkrade – „und rockten das Stadion! Das Ergebnis konnte sich wohl
sehen lassen 2 x Gold mit Lob der Jury im Marsch- und im Schauwettbewerb. Und eine Woche später, nach dem letzten Wettstreittag stand dann endgültig fest: Höchste Punktzahl aller teilnehmenden
Bands und somit Gewinner der Fahnen als Zeichen der errungenen Weltmeisterschaft. Ein Erfolg, der alles Vorausgegangene vergessen ließ und einmalig in der deutschen Marschmusikszene war“. Aus
diesem Einzug in die Belle Etage der Bands folgten Auslandsauftritte in Frankreich und Dänemark sowie 1976 zur 200 Jahr-Feier der Vereinigten Staaten in Philadelphia/USA. 1978 wurden „25-Jahre
Feuerwehrmusik in Großen-Linden“ mit einem über das gesamte Jahr verteilten Festprogramm mit der Bevölkerung und dem Auftritt von „Günter Noris und der Big Band der Bundeswehr“ gefeiert. 1986
spielten die Musiker bei der EXPO in Kanada auf. 1987 fand das erste Neujahrskonzert in der TV-Halle statt und nach 34 erfolgreichen Jahren als Geschäftsführer des Musikcorps wurde Willi Schmidt
verabschiedet. 1989 beim zweiten Neujahrskonzert spielte das neu gegründete Jugendmusikcorps auf. Zur 1200 Jahrfeier in Großen-Linden 1990 wurde das 1. Festival der Musik veranstaltet - und die
erste Musikerin spielte im Musikcorps mit. 1993 erfolgte die Vereinsgründung und im Januar die Eintragung ins Vereinsregister und die Vertragsunterzeichnung mit der Stadt bei der Erweiterung des
Feuerwehrstützpunktes ein Vereinsheim für das Musikcorps zu errichten, welches 1995 eingeweiht wurde. „Hatte man jetzt eine wunderbare Heimstätte, so zog es das Musikcorps doch immer wieder
hinaus in die Welt, um den eigenen Sound und die Flexibilität zwischen Marschieren und Musik einem großen Publikum zu präsentieren“, ging Rauber-Wagner auf die zahlreichen Auslandsgastspiele,
darunter auch in Lindens Partnerstadt Loucna na Desnou/Tschechien (1996), Purgs-tall/Österreich (1997) und Warabi/Japan (2009), die veröffentlichten CD`s, Fernsehauftritten in der Live-Sendung
„Hessen lacht zur Fassenacht“ 2000 und 2008, sowie beim Tatort (2013) mit. 2009 nahm das Jugendmusikcorps an der WM in Kerkrade teil und erhielten in der Marschwertung eine Silbermedaille. Es war
eine tolle Entwicklung, denn aus der 1958 begonnenen Jugendarbeit entwuchsen spätere Musikalische Leiter verwies der Redner auf Karl Heinz Velten, Manfred Größer, Heinz Müller, Armin Groß, Klaus
Schaarschmidt, Thomas Schmidt, Markus Trinklein, Holger Schmidt, Alexander Mehl und Philipp Maurer. „Aber noch etwas Besonderes soll erwähnt werden: Die „Wassermusik“ anlässlich der Veranstaltung
zur Rettung des Pohlheimer Hallenbades, welche vom Hessischen Rundfunk in der Hessenschau ausgestrahlt wurde. "Flexibilität und Wille, eine Maxime des Musikcorps, lassen solche Dinge einfach
passieren!". 2013 wirkten die Musiker in einem Tatort-Krimi mit und in Kerkrade konnte eine Goldmedaille im Marsch- und eine Silbermedaille im Showwettbewerb gewonnen werden. 2017 in Kerkrade gab
es eine Goldmedaille in der Show und eine neue Olympia-CD wurde aufgenommen und veröffentlicht.
Der Vereinsnachwuchs wartete mit einem Trommelspiel sowie “Star Wars” und “Captain Barbossa“ auf, während Schmidt und sein Stellvertreter Björn Weidenhaus für 25-jährige Mitgliedschaft 103 Personen auszeichneten. Zwischen den beiden Ehrungsblocks zeigte das "Duo Jolina" vom Varieté Voilà aus Bad Nauheim eine gekonnte Akrobatik-Darbietung. Die 74er-Weltmeisterformation unter Alfred Peppmöller erfreute mit „Royal Salut“ und „Tee-Dee“, während zum Ausklang des dreistündigen Programms die "Bousseldande" mit hessischem Humor in heimatlichem Dialekt für Erheiterung sorgten.
...und viele mehr!